Die Kunst der Gelassenheit in stressigen Zeiten

22. Juni 2020

Kennen Sie diese Situation? Sie haben das Gefühl, dass es schwer ist, aus dem Rad des ständigen “Tuns” auszubrechen und sich nicht permanent von Ihrem Kalender und Ihrer To-do-Liste leiten zu lassen. Vielleicht fangen Freunde schon an Ihnen zu sagen: “Du solltest weniger gestresst sein, dir etwas mehr Zeit nehmen, mal langsam machen”. Sie wissen, dass es stimmt, jedoch ist entweder keine Zeit da, um zu entspannen, oder es klappt nicht.

Ich war schon so oft in dieser Situation. Zu Hause auf dem Sofa nach der Arbeit, bereit zu entspannen. Aber mein Kopf war oft noch so voller Gedankenkreise, dass „entspannen“ sich nicht gut angefühlt hat. Oft habe ich dann wieder angefangen, meine E-Mails abzurufen, auf Social Media zu gehen oder weiter an meiner To-Do-Liste zu arbeiten. Was die ganze Situation noch schlimmer machte.

Es ist wichtig zu verstehen, dass, wenn Ihr “Inneres” sehr schnell ist, Ihr sympathisches Nervensystem (Aktivierungssystem) eingeschaltet ist und nach Dingen sucht, die Sie noch schneller machen. Oft sind wir uns dessen nicht einmal bewusst.

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Auto auf einer deutschen Autobahn und fahren 200km/h. Nachdem man das längere Zeit gemacht hat, fühlt es sich ganz normal an. Wenn Sie jedoch an einer Tankstelle einen Zwischenstopp einlegen, aus dem Auto aussteigen und den Autos auf der Autobahn beim Vorbeifahren zuschauen, werden Sie vielleicht merken, wie schnell Sie eigentlich gerade gefahren sind.

Was unser Bedürfnis, ständig zu leisten, noch schwieriger macht, sind Gedanken wie “ich muss wertvoll sein”, “ich muss stark sein”, “es gibt keine Zeit für Entspannung” oder “ich verdiene es nicht, mir Zeit für mich selbst zu nehmen, das wäre egoistisch”. Wir erlauben uns oft nicht, uns zu entspannen und langsamer zu werden.

Das mag für ein paar Monate oder Jahre funktionieren, aber irgendwann will unser Körper es nicht mehr ertragen. Es mag mit Schlafproblemen oder leichten Schmerzen im Körper, dem Gefühl, sehr leicht gereizt zu werden oder einer generellen Überforderung beginnen. Wenn Sie immer noch nicht zuhören, können Krankheiten entstehen.

Entspannung ist eine erlernbare Fähigkeit. Um die obige Metapher fortzusetzen, stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihr Auto nie angehalten und wären einfach durchgerast. Irgendwann wäre Ihr Benzin leer. Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, Pausen einzulegen. Das können Wochenenden oder Feiertage sein. Ich finde es jedoch effektiver, Mini-Pausen während des Tages einzulegen.

Eine achtsame Mini-Pause kann beispielsweise darin bestehen, Ihre Augen zu schließen und 10 bewusste Atemzüge zu nehmen. Wenn Sie langsam und bewusst atmen, wird Ihr Geist langsamer und entspannt sich.

 

Hier sind 5 weitere Ideen für achtsame Mini-Pausen:

 

Erlaubnis zur Selbstfürsorge: Geben Sie sich die Erlaubnis, auch nur 1 Minute lang nichts zu tun. Dies ist die Voraussetzung für Entspannung. Wenn Sie das nicht tun, werden nicht in der Lage sein, langsamer zu werden, selbst wenn Sie Stunden auf dem Sofa liegen.

Meditation: Wenn Sie Ihren Geist darauf trainieren, sich darauf zu konzentrieren, wo Sie ihn haben wollen, beugen Sie Stress vor und halten Ihr Gehirn vital. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Meditation zu weniger Cortisol (dem Stresshormon) in Ihrem Körper führt. Es schult auch Ihre Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne, was in einer Welt ständiger Ablenkung definitiv hilfreich ist.

Körperscan: Legen oder setzen Sie sich hin, schließen Sie Ihre Augen und beginnen Sie, Ihre verschiedenen Körperteile nacheinander zu spüren. Machen Sie dies sehr detailliert, beginnend mit Ihren Zehen, Ihrem Knöchel, Ihren Unterschenkeln usw. Versuchen Sie, jegliches Urteil herauszunehmen und einfach offen dafür zu sein, wie sich diese Körperteile anfühlen. Es kann auch helfen, sich das Einatmen in diese Körperteile vorzustellen. Nehmen Sie sich dafür mindestens 15 Minuten Zeit.

Machen Sie einen Spaziergang, anstatt mit Ihren Kollegen zu Mittag zu essen: Frische Luft und Natur sind kostenlose und schnelle Werkzeuge, um zu entspannen. Versuchen Sie, Ihr Telefon stumm zu schalten und nehmen Sie Ihre Umgebung in sich auf, während Sie langsam spazieren.

Übung im Nein-Sagen: Dies ist vielleicht die schwierigste, aber es ist wichtig, bei der Arbeit Grenzen zu setzen. Sind wir doch mal ehrlich, es gibt Meetings, während denen man nicht das Gefühl hat, wirklich etwas beitragen zu können. Oft sind sie nicht gut organisiert und haben keine klare Aufgabenverteilung. Legen Sie eine Grenze pro Tag fest. Dies kann darin bestehen, ein Meeting auf freundliche, aber entschlossene Weise abzulehnen, früher zu gehen, um sich 10 Minuten Zeit zu lassen, um zum nächsten Meeting zu laufen, oder nach einer bestimmten Zeit am Tag das Abrufen Ihrer E-Mails einzustellen.

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