Der Umgang mit Schmerz

12. Juli 2021

Ich lese gerade ein Buch, „Love Warrior“ von Glennon Doyle und es wühlt mich innerlich sehr auf. Es geht um eine Frau, die praktisch ihr halbes Leben eine Lüge lebt, diverse Rollen spielt um anderen zu gefallen und Anerkennung zu finden. Sie lässt sich dabei komplett links liegen und achtet nur darauf, was andere von ihr wollen und welche Erwartungen sie an ihr Leben haben. Sie schreibt so ehrlich darüber, dass es irgendwie gut tut. Denn im großen oder im kleinen kennen wir es doch alle – nach anderen Vorstellungen, statt nach unseren eigenen zu leben. Auch ich erkenne mich in vielem, was sie schreibt, in Gedanken und Gefühlen wieder. Das Buch hat mich inspiriert, auch hier auf dem Blog ehrlich, mal einfach pur und authentisch herunter zu schreiben, was in mir vorgeht bzw. in meinem Leben vorgegangen ist.

Heute möchte ich über das Thema Schmerz schreiben. Damit meine ich mentalen oder emotionalen Schmerz.

Der Umgang mit Schmerz

Schmerz, davon hatte ich schon viel in meinem Leben. Sie bestimmt auch. Wir kennen es alle, im Kleinen und im Großen. Ich kenne Schmerz in Verbindung mit meiner Familie, vor allem meinem Papa, ganz stark in Verbindung mit Liebe, also romantischen Beziehungen und auch durch einfach alltägliche Transaktionen mit anderen Menschen. Sei es früher in der Schule, als jemand mir gesagt hat, ich sehe aus wie eine Giraffe wegen meinem langen Hals, und später in der Arbeit, in der eine Idee von mir einfach in den Papierkorb geworfen wurde. In Momenten, in denen mir nicht zugehört wurde oder kein Raum da war, mich wirklich zu sehen und zu verstehen. Wir können Schmerz nicht entgehen, er ist Teil unseres Lebens.

Was machen wir oft nach einem schmerzhaften Erlebnis? Wir schlucken es hinunter. Was ich interessant finde, ist, wie wenig wir eigentlich in unserer Gesellschaft darüber sprechen. Es ist so schwierig vor anderen zuzugeben, dass man gerade verletzt wurde. Sein innerstes Preis zu geben, das würde doch bestimmt noch viel mehr weh tun als der Schmerz ohnehin schon, oder? Stellen Sie sich vor, wir alle würden ehrlich über unseren Schmerz sprechen… Vielleicht waren Sie sogar einmal Teil einer Situation, als eine andere Person, sich geöffnet hat und über die Herausforderungen und den Schmerz in ihrem Leben gesprochen hat. Wie hat sich das angefühlt? War das nicht heilsam, beruhigend (“ach, anderen geht es ja auch so!”), hat es Sie nicht in gewisser Weise mit der anderen Person verbunden?

Ich glaube, wir können nicht offen mit unserem Schmerz umgehen, weil wir nicht einmal in uns mit ihm umgehen können. Schmerz ist nicht anerkannt in unserer Gesellschaft, das lernen wir früh. Wir alle müssen stark und happy sein und wenn wir es nicht sind, reagieren andere komisch oder geben uns weniger Bestätigung. So lernen wir im Kindesalter, selbst nicht unseren Schmerz zuzulassen. Wenn er kommt, und das ist unvermeidbar, reagieren wir mit einem Widerstand dagegen. Wir wollen uns unbedingt NICHT so fühlen und haben Angst, dass der Schmerz bleibt und uns nicht mehr verlässt. Wir wollen sofort etwas TUN, damit er aufhört. Dafür haben wir wiederum sehr gute Strategien entwickelt, von Social Media „numbing“ über Liebe, Alkohol, Essenssucht, Binge-Watching, Extremsport bis zu Drogen. Ich sage nicht, dass alle diese Aktivitäten allgemein schlecht sind (natürlich nicht – bei den meisten 😉 ), aber wenn wir sie ausführen, um etwas in unserem Inneren zu betäuben, dann ist es nicht förderlich für unsere Entwicklung.

Was wäre, wenn wir lernen würden unseren Schmerz zu beobachten und sein zu lassen? Ihn anzunehmen und zu akzeptieren?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Sobald wir anstatt gegen unseren Schmerz zu kämpfen oder ihn hinunterzuschlucken, einen Raum kreieren, in dem er da sein darf, entstehen magische Dinge. Der Schmerz transformiert sich, allein durch unsere Akzeptanz, ein Annehmen, ein Loslassen. Er wird weniger mächtig und daraus entsteht ein so großes Potential des persönlichen Wachstums. Denn nur durch Schmerz verändern wir uns und wachsen. Und auch nur dann können wir mit Schmerz von anderen umgehen und ihnen Raum geben, ihn zu spüren, ohne dass wir direkt “helfen” müssen.

Meditation für das Annehmen von Schmerz

Ich kann Meditation im Umgang mit schmerzhaften Emotionen und Gefühlen empfehlen. Setzen Sie sich hin, schließen Sie die Augen und umarmen Sie und den Schmerz gedanklich und sagen Sie ihm „du darfst hier sein, solange du willst“. Weinen Sie, falls Ihnen danach ist. Bleiben Sie mindestens fünf Minuten in der Kontemplation, denn es dauert meistens etwas, bis der Schmerz sich traut “hervorzukommen”. Ich verspreche Ihnen, in dieser kurzen Meditation wird sich etwas ändern, ohne, dass Sie etwas tun müssen, werden Sie einen Teil des Schmerzes loslassen. Und wo Altes geht entsteht Platz für so wunderbar Neues und Spannendes.

Damit Sie in diesem Prozess nicht alleine sind, habe ich Ihnen auch eine Meditation aufgenommen, die Ihnen hilft, Schmerz loszulassen:

Balance und Gelassenheit: Meditation mit Sophie Bachmann

TEILEN
KOMMENTARE
ÖFFNEN
KOMMENTIEREN